Heilkräutergarten Hevrîn Khalaf
Heilpflanzenwissen, Frauen*power und Selbstbestimmung im Herzen Neuköllns
Träger / Institution
Flamingo e.V. – Netzwerk für geflüchtete Frauen und Kinder | www.flamingo-berlin.org
Projektbeschreibung
Der Heilkräutergarten Hevrîn Khalaf ist ein partizipatives Projekt von Flamingo e.V. im Berliner Stadtteil Neukölln. Auf dem Gelände des Jacobi-Friedhofs wurde eine ehemals brachliegende Fläche in einen ökologisch bewirtschafteten Gemeinschaftsgarten verwandelt. Geflüchtete Frauen arbeiten dort gemeinsam mit Aktivist*innen aus Medizin, Sozialarbeit und Naturheilkunde. Sie kultivieren Heilkräuter, stellen Tees, Öle und Tinkturen her und geben ihr über Generationen tradiertes Wissen weiter.
Das Projekt ist eng mit dem Frauendorf Jinwar in Rojava (Nordsyrien) verbunden – einer selbstverwalteten Gemeinschaft geflüchteter Frauen, die als Vorbild für den Garten dient. Neben Workshops zur Herstellung pflanzlicher Heilmittel entstehen neue Strukturen wie eine offene Heilkräuterapotheke mit solidarischem Zugang für marginalisierte Gruppen, insbesondere für Menschen mit Fluchterfahrung, traumatischen Belastungen und psychosozialem Unterstützungsbedarf.
Gesellschaftlicher Fokus
Empowerment von geflüchteten Frauen
Umgang mit Trauma, Trauer und aus der Balance geratenen körperlich-seelischen Zuständen
Sichtbarkeit migrantischer und interkultureller Gesundheitspraktiken
Solidarische Selbsthilfe und Community Care
Nachhaltige Stadtentwicklung und urbane Agrikultur
Bezug zu den SAGE-Professionen
Soziale Arbeit: Partizipation, Community-Arbeit
Bildung: Gesundheitsförderung, psychosoziale Versorgung bei Trauma und Flucht
Gesundheit: Informelles Lernen, interkulturelle Wissensvermittlung
Innovationsaspekt
Verbindung von feministischer Selbstorganisation, ökologischer Landwirtschaft und solidarischer Gesundheitsversorgung
Transfer mündlich überlieferten Wissens in eine urbane Kontextpraxis
Entwicklung einer nicht-hierarchischen Heilkräuterapotheke („HEKAYAT“) als offenes, interaktives Format
Langfristige Partnerschaft mit einer selbstverwalteten Frauengemeinschaft im Globalen Süden
Methodik / Format
Partizipative Gestaltung durch die Zielgruppe selbst
Peer-Wissensaustausch über Kräuterkunde und Heilmethoden bei psychischer Belastung, Trauer, Stress
Workshops, Aktionstage, gemeinschaftliches Gärtnern
Community Outreach über Teeverkauf, Infopost, Workshops
Aufbau einer solidarischen Versorgungsstruktur („refugee health care packages“, offene Apotheke)
Einbindung in Hochschule / Praxisrelevanz
Modellprojekt zur Diskussion von alternativen Versorgungsstrukturen in Gesundheit und Sozialer Arbeit
Anschlusspunkt für Lehrformate zu Empowerment, Urban Health, Trauma, Migration und Care-Arbeit
Beispiel für selbstorganisierte soziale Innovation mit Bezug zu Intersektionalität, Dekolonisierung und Nachhaltigkeit
Erkenntnissnack
Soziale Innovation entsteht dort, wo altes Wissen, Migrationserfahrung und Selbstorganisation zu neuen Formen solidarischer Gesundheitsversorgung zusammenfinden.
Fotos: Flamingo e.V.